Die vermögensverwaltende GmbH, die Aktien und das Trading - eine Geschichte voller Missverständnisse

04.08.2025

Auf den ersten Blick sind vvGmbHs eine großartige Lösung, aber Deutschland wäre nicht Deutschland, wenn es hier nicht eine Menge Kleingedrucktes geben würde.

Die Vorteile einer vermögensverwaltenden GmbH gelten nicht für alle Transaktionen und alle Asset-Klassen. Das bedeutet, dass es in einem Depot bei ein und demselben Broker oder Bank Instrumente gibt, die unter Umständen steuerlich unterschiedlich zu bewerten sind.

Auch ist die Buchführung bei einer vvGmbH nichts für jeden Steuerberater und natürlich gibt es noch viele weitere Aspekte zu beachten.

Die vermögensverwaltende GmbH (vvGmbH) hat sich in Deutschland zu einem attraktiven Instrument entwickelt, um Kapitalanlagen steuerlich effizient zu verwalten. Insbesondere für Trader, Investoren und Unternehmer, die größere Vermögensmengen in Wertpapieren halten, bietet diese Gesellschaftsform zahlreiche steuerliche Vorteile. 

Doch nicht jede vermögensverwaltende GmbH ist gleich – je nachdem, welche Anlageklassen im Fokus stehen, variieren auch die steuerlichen Rahmenbedingungen und Folgekosten deutlich. In diesem Beitrag erläutern wir die drei Hauptarten der vermögensverwaltenden GmbH sowie die Besonderheiten bei der Besteuerung von Growth-Aktien, Value-Aktien und ETFs.

1. Die vermögensverwaltende GmbH mit Schwerpunkt Growth-Aktien

Wachstumsorientierte Aktien (Growth-Aktien) zeichnen sich durch einen geringen oder nicht vorhandenen Dividendenanteil aus. Der Fokus liegt vielmehr auf Kapitalzuwachs – also Kurssteigerungen. Diese Aktien sind besonders beliebt bei Anlegern, die hohe Wertsteigerungen anstreben.

Steuerliche Vorteile bei Kursgewinnen

Ein wesentlicher Vorteil der vvGmbH bei Growth-Aktien ist die sogenannte 95%-Freistellung auf Veräußerungsgewinne. Das bedeutet, dass nur 5% der realisierten Kursgewinne der Körperschaftsteuer unterliegen. Bei einem Körperschaftsteuersatz von 15% (zzgl. Solidaritätszuschlag) sowie der meist anfallenden Gewerbesteuer führt dies zu einer effektiven Steuerlast von ca. 1,5% auf die erzielten Kursgewinne – ein massiver Vorteil gegenüber der Besteuerung im Privatvermögen.

Betriebsausgaben und Verlustverrechnung

Innerhalb der vermögensverwaltenden GmbH können betriebliche Aufwendungen steuermindernd geltend gemacht werden, was die Steuerlast weiter reduziert. Zudem können Verluste aus Aktienverkäufen mit Gewinnen verrechnet und vorgetragen werden, was eine flexible Verlustverrechnung ermöglicht – etwas, das Privatanleger nur eingeschränkt nutzen können.

2. Vermögensverwaltende GmbH mit Fokus auf Value-Aktien

Value-Aktien sind in der Regel etablierte Unternehmen, die stabile und regelmäßige Dividendenzahlungen leisten. Anleger, die auf eine stetige und verlässliche Ertragsquelle setzen, investieren verstärkt in diese Aktienform.

Steuerliche Behandlung von Dividenden

Dividenden unterliegen in der vermögensverwaltenden GmbH grundsätzlich der vollen Körperschaftsteuer (ca. 15,825%) sowie der Gewerbesteuer. Das bedeutet, dass Dividendenerträge steuerlich deutlich weniger begünstigt sind als Kursgewinne bei Growth-Aktien.

Ausnahmen und Beteiligungsgrenzen

Wichtig ist hier die Rolle der Beteiligungsquote an den ausschüttenden Unternehmen:

  • Bei Beteiligungen von mindestens 10% sind Dividenden von der Körperschaftsteuer befreit.
  • Für die Full-Gewerbesteuerbefreiung ist eine Beteiligung von mindestens 15% an der ausschüttenden Kapitalgesellschaft erforderlich.

Diese Anforderungen sind bei börsennotierten Aktiengesellschaften jedoch meistens unrealistisch, weshalb Anleger von Value-Aktien zumeist mit der vollen Steuerbelastung rechnen müssen.

Auswirkungen auf die Strategie

Dies führt dazu, dass viele Anleger, die primär auf Dividenden setzen, die steuerlichen Belastungen in der Gestaltung der vermögensverwaltenden GmbH besonders berücksichtigen müssen. Alternativ können hier gezielte Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen geprüft werden.

3. Vermögensverwaltende GmbH mit Aktien-ETFs

Immer populärer werden ETFs (Exchange Traded Funds), da diese eine breit gestreute und oft kostengünstige Alternative zu Einzelaktien bieten. Die steuerliche Behandlung von ETFs in der vermögensverwaltenden GmbH unterscheidet sich von derjenigen direkter Aktienanlagen.

Teilfreistellung bei Aktien-ETFs

Für viele Aktien-ETFs gilt eine 80% Teilfreistellung auf Ausschüttungen und Veräußerungsgewinne, anstelle der 95% bei Einzeltiteln. Dies führt dazu, dass:

  • Die Körperschaftsteuer ca. 3,15% auf Gewinne beträgt.
  • Bei der Gewerbesteuer sind 60% der Gewinne steuerfrei, weshalb die Gesamtsteuerbelastung entsprechend etwas höher als bei Einzelanlagen ausfällt.

Vorteile und Nachteile von ETFs

  • Breite Diversifikation: ETFs bieten Anlegern hohe Diversifikation und geringere Einzelrisiken.
  • Steuerliche Abzüge: Die reduzierte Teilfreistellung bedeutet allerdings, dass ETFs in der vvGmbH tendenziell steuerlich etwas schlechter gestellt sind als Einzeltitel.
  • Flexibilität: ETFs ermöglichen in der vvGmbH eine einfache Umsetzung von passiven Anlagestrategien.

Weitere steuerliche Aspekte und Fallstricke

Neben der Grundsatzfrage der Anlageklassen sollten Trader mit vermögensverwaltender GmbH auch andere Aspekte beachten:

Zinseinkünfte und Währungsgeschäfte

  • Keine Teilfreistellung: Gewinne aus Zinsen oder Währungsgeschäften werden nicht begünstigt, sondern voll mit Körperschaftsteuer, Solidaritätszuschlag und Gewerbesteuer belastet.
  • Dies kann die Steuerlast in Zeiten von Zinserträgen oder bei erheblichen Fremdwährungstransaktionen deutlich erhöhen.

Gewinnausschüttungen und Thesaurierungen

  • Eine vvGmbH bietet die Möglichkeit, Gewinne im Unternehmen zu belassen (Thesaurierung), was bei persönlicher Besteuerung zu einer Steuerstundung führt.
  • Bei Ausschüttungen sind jedoch weitere Steuern zu beachten, etwa Abgeltungsteuer auf Ebene des Anteilsinhabers.

Regelungen zu gewerblichem Handel

  • Die Tätigkeit der vvGmbH darf sich auf Vermögensverwaltung beschränken, andernfalls droht die Einstufung als Gewerbebetrieb mit höherer Steuerlast.
  • Aktives Trading in großem Umfang kann daher die vermögensverwaltende Eigenschaft gefährden.

Fazit: Welche vermögensverwaltende GmbH passt zu Ihrem Trading?

Die Entscheidung, welche Form der vermögensverwaltenden GmbH die richtige ist, hängt stark von Ihrem individuellen Investmentfokus ab:

  • Growth-Aktien in der vvGmbH bieten den besten Steuervorteil bei Kursgewinnen.
  • Value-Aktien führen oft zu höheren Steuerlasten bei Dividenden, außer bei hohen Beteiligungen an nicht börsennotierten Firmen.
  • ETFs sind eine flexibel nutzbare Option mit moderaten Steuerfreistellungen.

Eine kompetente steuerliche Beratung ist unerlässlich, um die Gesellschaft optimal zu strukturieren, steuerliche Vorteile voll auszuschöpfen und Fallstricke zu vermeiden.

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